
Stick Signal
Reitübung
Inhalt Übung
Anhalten ohne Zügeleinwirkung auf Stick Signal.
Bei höher energetischen Pferden ist es durchaus hilfreich, mit seinem Pferd ein Stoppsignal zu installieren, welches nicht ausschließlich über die Zügel kommt, aber welches man verstärken kann. Im Gegensatz zu der Sitz- und Stimmenhilfe, die sich nicht wirklich verstärken lassen. Man kann sich nicht wirklich schwerer machen als man ist und sein Pferd anzuschreien, wenn man es anhalten möchte, ist womöglich auch nicht die zielführendste Idee.
Natürlich benutzt man in Notsituationen auch die Zügel zum Stoppen, aber in regulären Situationen ist es von Vorteil, das Pferd langsamer machen zu können, ohne die Kommunikation über die Zügel bzw. das Gebiss negativ zu belasten. Denn die Zügel, insbesondere das Gebiss, sollten ein Werkzeug zur Verfeinerung sein. Verfeinerung bedeutet, dass es etwas braucht, das schon vorher gut funktioniert und es sich mit diesem Werkzeug (z.B. dem Gebiss) noch besser anfühlt und man noch „leisere“ von außen kaum sichtbare Signale durch das Gebiss geben kann.
3 Schritte zum Stick Signal
Ziele
1. Ziel: Ein Signal zum Anhalten installieren, zusätzlich zu der Stimme und dem Sitz.
Endziel: Das Anhalten oder langsamer werden in allen Gangarten, ohne Zügeleinwirkung.
Weit entferntes Endziel: Halsringreiten
1. Schritt
Du reitest dein Pferd anfangs im Schritt in Anlehnung. (Achtung: Anlehnung bedeutet laut der FN lediglich: „eine stete, weich federnde Verbindung zwischen Pferdemaul und Reiterhand“. Der Kopf/Hals muss an keiner bestimmten Stelle sein. Es besteht lediglich ein Kontakt zwischen Reiterhand und Pferdemaul/Kopf.) Höre hierzu vertiefend die SeePferdchen Podcast-Folge #22
Du beginnst diese Übung also im Schritt. Wenn du dein Pferd anhalten möchtest und es auf deinen Sitz und deine Stimme nicht reagiert, so tippe gleichzeitig mit dem Zügelsignal zum Anhalten, dein Pferd mit dem Stick an der Schulter an. Dieses übt man anfangs am besten, wenn die Bande eine Außenbegrenzung darstellt und man den Stick an der inneren Schulter anlegt. So verringert man das Missverständnis, dass das Pferd denken könnte, dass es seine Schulter verschieben soll. Deine innere Intention sollte am besten so etwas sein wie: „Hallo, liebes Pferd, ich meine dich mit meiner Information.“
Anfangs lobt man das bloße Anhalten, auch wenn man noch verhältnismäßig stark mit dem Zügel einwirken musste oder den Stick recht laut eingesetzt hat. Wichtig ist aber, dass man recht schnell dazu wechselt, dass wenn man „laut“ anhalten musste, dem Pferd nur innerlich für das Anhalten dankt, drei bis vier Schritte entspannt vorwärts reitet und sofort wieder mit „leisen“ Informationen (Hilfen) anhält.
Wichtig: Dieses erfolgreiche Anhalten lobt man dann überschwänglich. Denn das ferne End-Ziel soll ja sein, dass dein Pferd auf den Sitz hin anhält und nicht immer ein Anticken mit dem Stick an der Schulter benötigt.
2. Schritt
Sobald du merkst, dass dein Pferd das Signal an der Schulter verstanden hat, reitest du diese Übung mit durchhängenden Zügeln, denn so kannst du überprüfen, ob dein Pferd das Signal auch wirklich verstanden hat und du nicht doch unbewusst immer noch mit den Zügeln einwirkst.
Wir empfehlen einen kurzen Stick bzw. eine kurze Springgerte zu benutzen, da dieser im Gegensatz zur Gerte nicht schwingt und somit nicht so schnell „zwiebeln“ kann. Beim Einsatz einer normalen Gerte sollte man sehr stark darauf achten, keine Schmerzen beim Pferd auszulösen. Wir raten allerdings am Anfang von einer regulären Gerte ab.
3. Schritt
Wenn dein Pferd verstanden hat, dass z.B. ein Doppelt-Tab an der Schulter mit deinem Stick bedeutet, dass es langsamer werden soll, so übt man dieses Signal auch in der nächsthöchsten Gangart. Beginne grundsätzlich mit deiner Gewichtshilfe und sei achtsam, ob dein Pferd daraufhin langsamer wird. Vergiss nie zu loben!
Warum kann solch ein Stick Signal zum Anhalten so hilfreich sein?
Die Gewichts- und Stimmhilfe haben eine sehr begrenzte Verstärkungsmöglichkeit. Wenn ich mein Pferd langsamer werden lassen möchte, so ist es nicht hilfreich, wenn ich es immer lauter anschreie. Auch kann ich mich selbst nicht immer schwerer machen und versuchen, die Bewegung mit meinem Körpergewicht (ohne Einwirkung der Arme) zu verlangsamen. Mit der Zügelhilfe kann man hingegen sehr viel Kontrolle und auch Schmerz auslösen. Diese feine Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul (aka Anlehnung) möchten wir aber nicht belasten oder gar stören, indem wir mit Kraft einwirken. (Im Notfall ist das natürlich wichtig, aber es sollte kein Normalzustand sein.)
Das Antippen an der Schulter hat im Gegensatz zur Gewichts- und Stimmhilfe eine sehr gute Verstärkungsmöglichkeit. Sollte das Pferd z.B. im Gelände mental abgelenkt sein, so kann man recht laut mit dem Stick-Signal an der Schulter werden und man hat ggf. sogar noch zusätzlich die Zügel als letzte Verstärkung, um sein Pferd dazu aufzufordern, langsamer zu werden. Das antrainierte Stick-Signal ist ein schönes Hilfsmittel dafür, um die Kommunikation über die Zügel feiner, leiser und spezifischer werden lassen zu können.