
Berühr das, geh zu, steh auf
Übung vom Boden
Inhalt Übung
Indem du dein Pferd zu einem erkennbaren Ziel schickst und es dazu bringst, dieses zu beschnuppern oder darauf zu stehen und sich beispielsweise auszuruhen, gibst du deinem Pferd einen erkennbaren Grund – einen Fokus – und du stärkst deine Führungsqualitäten. Schicke dein Pferd z.B. zu einer kleinen Matte auf dem Boden, auf die es sich stellen und warten soll. Oder schicke es zu etwas, das irgendwo steht oder hängt und lass dein Pferd es berühren. Diese Spiele kann man auch reitend mit ihm spielen. Z.B. indem man eine kleine Matte (oder einen ähnlichen Marker) auf den Boden legt und seinem Pferd beibringt, bis zu diesem Punkt zu galoppieren. Dein Pferd ist womöglich sehr darauf bedacht, ein Ende der Aufgabe erkennen zu können. Wie auch immer das aussehen mag. Und dann ist es auch bereit, sehr viel Energie aufzubringen.
Pferde können auch unterschiedliche Symbole erkennen. Und durch diese unterschiedlichen Symbole kann man tatsächlich mit ihnen anfangen exakt zu kommunizieren. Für eine exakte Kommunikation muss dein Pferd daher natürlich lernen, Symbole bewusst und aktiv zu verwenden.
Verkürzt erklärt:
- Laminiere dafür z.B. einen Zettel, auf dem ein riesiger schwarzer Punkt ist
- und ein Zettel, auf dem ein riesiges schwarzes Quadrat ist.
- Verbinde die beiden Symbole zuerst jeweils mit einem verbalen Stichwort (z.B. „Kreis“ und „Quadrat“).
- Bringe deinem Pferd zuerst die einzelnen Symbole getrennt voneinander bei,
- prüfe dann, ob es die Symbole einzeln erkennen und unterscheiden kann und
- verbinde dann die Symbole mit einer gewissen Handlung.
Wichtig: Voraussetzung ist, dass dein Pferd vorher schon versteht, dass er auf Signal hin etwas mit der Schnauze berühren soll.
Das ging zu schnell? Dann kommt hier die ausführliche Erklärung
8 Schritte - So lernt dein Pferd Symbole erkennen
1. Phase - Das Schild „aufladen“
1. Schritt
Das Schild ist für dein Pferd zu erreichen, ohne das es sich dorthin gehen muss und ist immer an derselben Stelle. Dein Pferd berührt das Schild mit der Schnauze (egal mit welchem Symbol du startest) = positive Verstärkung aka Leckerli (oder Kraul-Lob)
2. Schritt
Dein Pferd berührt das Schild unabhängig von der Position des Schildes (Also egal wo du das Schild vor ihm hinhältst. Oben, unten, rechts, links.) Es soll sich nicht davon beeinflussen lassen, dass das Schild den Platz wechselt. Berührung des Schildes mit der Schnauze= Leckerli
3. Schritt
Das Schild ist nun mindestens einen Meter entfernt und dein Pferd bewegt sich auf das Schild zu und berührt es mit der Schnauze. Berührung des Schildes mit dem Maul = Leckerli
4. Schritt
Dein Pferd bewegt sich auf das Schild zu und berührt es mit der Schnauze, unabhängig von der Position des Schildes (Also egal wo du das Schild hinhältst. Oben, unten, rechts, links.) Berührung des Schildes mit dem Maul = Leckerli
Während der ersten 4 Schritte wurde dein Pferd darauf trainiert, sich den Schildern zu nähern und sie mit der Schnauze zu berühren. Dies geschah in einem formenden Prozess, wobei jede Annäherung an die gewünschte Reaktion (Berührung der Schilder) verstärkt (belohnt) wurde.
Wichtig: Gehe erst über zu Schritt 2, wenn dein Pferd in acht aufeinanderfolgenden Versuchen das Schild deutlich und ohne zu zögern berührt hat.
2. Phase - Unterschiedliche Symbole erlernen
5. Schritt
Dein Pferd lernt den Unterschied zwischen den Symbolen „Kreis“ und „Quadrat“. Beispiel: Du hängst beide Schilder auf. Und tippst mal rechts auf den Kreis und sagst „Kreis“ und dein Pferd berührt das Schild mit der Schnauze. Und dann tippst du auf das linke Schild und sagst „Quadrat“ und dein Pferd berührt es mit seiner Schnauze. Später wechselst du zu „Quadrat“ und machst das Gleiche. Du lädst die beiden Symbole mit ihrem jeweiligen Stichwort auf.
6. Schritt
Überprüfe, ob dein Pferd den Unterschied zwischen den Symbolen „Kreis“ und „Quadrat“ versteht, indem es die Schilder mit dem entsprechenden Symbol mit seiner Schnauze berührt und du jeweils vorher das Stichwort sagst. („Kreis“ bzw. „Quadrat“) Gib ihm also keine Belohnung, wenn es das Symbol „Kreis“ anstupst, obwohl du „Quadrat“ gesagt hast. Wiederhole nochmals das Wort „Quadrat“ und belohne es erst, wenn es das richtige Symbol mit der Schnauze berührt hat.
7. Schritt
Dein Pferd steht nun mindestens einen Meter von den Schildern entfernt, es reicht nicht mehr nur den Hals nach rechts oder links zu bewegen, sondern es muss einen aktiven Schritt auf das jeweilige Schild zugehen. Die Schilder hängen noch immer auf gleicher Höhe. Überprüfe damit, ob dein Pferd, wenn du ein Stichwort sagst (entweder „Kreis“ oder „Quadrat“) es einen Schritt auf das Schild mit dem entsprechende Symbol zugeht und es mit seiner Schnauze berührt
8. Schritt
Überprüfe, ob dein Pferd den Unterschied zwischen den Symbolen „Kreis“ und „Quadrat“ unabhängig von der Position der Schilder und dem Kontext versteh. Beispiel: Hing vorher links der „Kreis“ und recht das „Quadrat“, so tausche die Seiten. Oder hänge das Quadrat weiter nach ober und den Kreis weiter nach unten. Verändere absichtlich die Positionen und teste, ob dein Pferd die Symbole auch wirklich verstanden hat.
Und jetzt wird es richtig spannend...
Du kannst nun auch anfangen mit den Symbolen Handlungen zu verknüpfen. Wie bei der einen Studie, um zu erfragen, ob dein Pferd eine Decke aufgelegt haben möchte oder aber ob es gesattelt werden möchte oder nicht. Hier kann man sehr kreativ werden. Lege aber bei all diesen Dingen nicht alles auf die Goldwaage. Bleibe leichtherzig und schaue, dass egal worum es geht, du immer die Bedürfnisse deines Pferdes im Auge behältst allerdings im Hinterkopf hast, dass du auch deinen Präfrontalen Kortex nutzt (vereinfacht ausgedrückt, deine weitsichtige Planungszentrale), denn nicht alles, was dein Pferd im Hier und Jetzt für gut befindet, ist auf lange Sicht gesehen, gut für dein Pferd. 😉
TIPP
Wenn du mal nicht weißt, was dein Pferd von dir will, sei kreativ und teste verschiedene Lösungs-Varianten.
Symbole erlernen - Hintergrundwissen
Neue Forschungen haben ergeben, dass Pferde tatsächlich versuchen, absichtlich mit uns zu kommunizieren, um bestimmte Ziele zu erreichen. Die Wissenschaftlerin Dr. Rachele Malavasi und Dr. Ludwig Huber konnten erstmals nachweisen, dass Pferde tatsächlich versuchen, mit Menschen absichtsvoll und zweckorientiert zu kommunizieren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
In ihrer bahnbrechenden Studie („Evidence of heterospecific referential communication from domestic horses (Equus caballus) to humans”) haben die beiden zum ersten Mal festgestellt, dass Pferde zu heterospezifischer referentieller Kommunikation fähig sind. Soll heißen: Pferde können zielorientiert zu uns nonverbal sprechen, wenn sie z. B. etwas Bestimmtes von einem wollen.
Einen ausführlichen englischen Bericht über die Studie kannst du hier nachlesen ⊕.
Es gibt auch eine ähnliche Studie aus 2013 aus Norwegen. Das Ziel der Studie war es zu beweisen, dass Pferde durchaus in der Lage sind, mittels Symbolen mit dem Menschen kommunizieren zu lernen. Die Studie, die auf Englisch ist, kannst du hier nachlesen⊕.